Mit dem Taxi am Meer vorbei auf dem Weg zur Universität - Alltag von Studierenden auf Kreta. Die University of Crete ist aufgeteilt in zwei Campus; ein Teil der Universität ist in Heraklion und ein anderer in Rethymno. In der Stadt Rethymno, die an der Nordküste der Insel Kreta liegt, fand die 4. Crete Summer School of Linguistics auf dem Gallo Campus statt. Tatsächlich ist auf Kreta ein Busticket für eine Person nur geringfügig teurer als eine Taxifahrt (bei geteiltem Fahrpreis mit drei weiteren Mitfahrern). Findet man Mitstudierende, die zur gleichen Zeit am Campus sein wollen, kann man sich also für fast den gleichen Preis zum Unterricht fahren lassen. Die Taxifahrt führt (je nach Wohnort) an der Küste entlang, so dass man einen wunderschönen Ausblick auf das Meer hat. Die Gebäude der Universität sind dem Minospalast nachempfunden, dessen Ruinen heute noch in der 5 km von Heraklion entfernten Stadt Knossos besichtigt werden können. Der Palast war ab 2400 v. Chr. das kulturelle und politische Zentrum der minoischen Kultur, bis 1625 v. Chr. Santorini diese Rolle übernahm.


Foto: Campus Gallo - Crete University (Rethymnon)
Foto: Campus Gallo - Crete University (Rethymnon)


Die internationale Summer School begrüßte Teilnehmer*innen und Dozierende aus allen Teilen der Welt. Ein thematischer Schwerpunkt war die theoretische Linguistik. Insbesondere Semantik und Syntax standen im Vordergrund, aber auch Phonolog*innen und experimentierfreudige Linguist*innen konnten ihren Platz finden. Die Summer School ging über zwei Wochen und bot verschiedene Kurse über den Tag verteilt an.

Der Großteil der Kurse erstreckte sich über die gesamten zwei Wochen und bot so einen guten Einblick in die jeweilige Disziplin der Linguistik. Durch die Vielfalt an Nationalitäten und Forschungsschwerpunkten wurden die Kurse von viel Input auf vielen verschiedenen Ebenen und Sprachen gespeist. Die renommierten Dozierenden nahmen sich auch neben den Kursen Zeit, um mit den Teilnehmer*innen über deren Forschung zu sprechen und standen auch in beratender Funktion zur Seite.

Neben den Kursen fanden zwei Postersessions statt, in denen Teilnehmer*innen eigene Forschungsprojekte vorstellen und drüber diskutieren konnten. Dies Postersessions wurden begleitet von Snacks und der Möglichkeit zum Networking. Besonders interessant waren die Workshops, die in beiden Wochen am Mittwoch angeboten wurden und den Fokus auf je eine Subdisziplin der Linguistik hatten. Einer der Workshops bot Einblick in das Feld der „Supralinguistik“, in der verschiedene Disziplinen mit der Linguistik verbunden werden, um so die Forschungsmöglichkeiten und -methoden zu erweitern und den Erkenntnisgewinn zu maximieren. Der für mich interessanteste Vortrag in dem Zusammenhang war ein Vortrag über die Kommunikationsformen der Primaten mit dem Titel Gestural meanings from the perspective of primatology and linguistics von Catherine Hobaiter (University of St. Andrews) und Pritty Patel-Grosz (University of Oslo).

Neben den offiziellen inhaltlichen Veranstaltungen wurde für den Abend ein Ausgleichsprogramm geschaffen. Es fand ein Spiele- und ein Filmabend statt, der in einer abschließenden Diskussion im Restaurant ausklang. Des Weiteren fanden regelmäßig am Abend von den Teilnehmer*innen organisierte (oder auch spontane nicht geplante) Treffen am Strand oder im Stadtzentrum statt. Eines der Highlights des Abendprogramms war das von den Teilnehmer*innen organisierte Bier-Pong-Turnier, an dem auch Dozierende teilnahmen. Am freien Wochenende besuchten die meisten Teilnehmer*innen nach dem Ausschlafen die Stadt Heraklion, um dort das Archäologische Museum zu besichtigen und im Anschluss nach Knossos zu fahren, um die historische Stätte zu erkunden.

Die Summer School auf Kreta findet jedes Jahr im Sommer statt und eignet sich für alle an Linguistik interessierten Personen, die Kontakte knüpfen und sich austauschen möchten. Insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemie, in der der Austausch (vor allem mit anderen motivierten Studierenden) erschwert war, ist die Teilnahme an einer Summer School eine sehr gute Option: Ich habe inhaltlich sehr viel Input bekommen, der mir im Studium (aber auch in meinen eigenen Projekten) weiterhilft und sehr viele Leute kennen gelernt, die ähnliche Interessen haben wie ich, mit denen ich mich über die Summer School hinaus austauschen kann.

Dank der finanziellen Unterstützung durch den Seed Grant des Vereins Junge Sprachwissenschaft e. V. war ich das erste Mal in der Lage, an einer Summer School teilzunehmen. Insbesondere wurde es mir so möglich, eine Summer School zu wählen, die im Ausland stattfand. Ich ermutige alle, die Gelegenheit zu ergreifen und sich auf weitere Ausschreibungen des Seed Grants zu bewerben!